Allerheiligen

Liebe Schwestern und Brüder,

„O, when the Saints go marching in“ ist einer der berühmtesten Gospelsongs überhaupt. „/:Ja, wenn die Heil’gen auferstehen,:/ dann lass mich auch dabei sein, wenn die Heil’gen auferstehn“, so lautet eine deutsche Übersetzung. Dieses Lied passt trefflich zum Fest Allerheiligen, was weltweit jährlich am 1. November begangen und gefeiert wird.

Auch bei mir klingelt es am Vorabend dieses Festes. An der Pfarrhaustür rufen Kinder mir zu: „Gib Süßes“, sonst gibt’s Saures.“ Die als Schreckgespenster verkleideten schauen mich erstaunt an, wenn ich ihnen antworte: „Ihr bekommt Süßes, wenn ihr mir sagen könnt, was Halloween auf deutsch heißt.“ Nachdenklich laufen die Kinder dann schon mal los, machen sich schlau und sind ganz erleichtert, wenn sie mir endlich zurufen können: Halloween heißt Allerheiligen. Natürlich erhalten sie in jedem Fall ihre versprochenen Süßigkeiten.

Im Halloween-Kult steckt viel Heidnisches. Sterben und Tod geht für viele mit Gruselgeschichten einher. Deswegen kleiden sich Heranwachsende in dieser immer düsterer werden Jahreszeit mit schreckerregenden Gewändern.

Die ersten Christen setzten dem heidnischen Totenkult der Antike mit deren Vorstellungen einer düsteren Unterwelt sowie dem Reich der Schatten die wohltuende Botschaft göttlichen Lichtes entgegen. Wenn jemand stirbt, so sagten sie in Anlehnung an das Evangelium Jesu, dann gelangt der Mensch nicht in das Reich beklemmender Schatten. Auf ihn wartet ein Festsaal voller Licht: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Joh 14,2-3), wird Jesus sagen.

Unsere Beobachtungen bei traurigen Anlässen stehen dieser hoffnungsvollen Perspektive nicht selten entgegen. Niedergeschlagen kommt ein Ehepaar von einer Beerdigung wieder zurück. Sie erzählen von der stattgefundenen Zeremonie und wie der Redner wunderbare Worte findet, um das Leben des Verstorbenen zu würdigen. Für das Ehepaar aber war die Veranstaltung dennoch trostlos, denn es gab für die Teilnehmenden nur den erinnernden Blick zurück. Einen Ausblick nach vorn über den Tod hinaus gab es nicht – leider. Eine trostlose Zusammenkunft – wahrscheinlich nicht nur für die beiden.

Das Fest Allerheiligen lässt uns im Glauben nach vorn schauen. Allerheiligen ist das Osterfest des Herbstes. Der von den Toten Auferstandene lässt uns als Erlöste in der Gemeinschaft der Heiligen auf ewig leben und wiedersehen. Christus geht uns diesen Weg in die Ewigkeit, in den Himmel voran.

Im Festsaal brennt bereits das Licht, das ewige Licht. Dort wird bereits gesungen und getanzt. Bewahren wir uns als Christen diese heilige Sehnsucht: „/:Ja, wenn die Heil’gen auferstehen,:/ dann lass mich auch dabei sein, wenn die Heil’gen auferstehn“.

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