Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit

Liebe Schwestern und Brüder,

dieser Sonntag nach Ostern, 03. April 2016, ist der „Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit“. Mit dieser Bezeichnung nahm Papst Johannes Paul II. am Sonntag, 30. April 2000, diesen Festtag offiziell in den liturgischen Kalender der Kirche auf. An diesem Tag des Milleniumsjahres, ebenfalls der Sonntag nach Ostern, sprach der Heilige Vater Schwester Maria Faustyna Kowalska heilig. Der im Jahr 1905 im polnischen Ort Glogowiec geborenen Ordensschwester (+ 1938) wurde die göttliche Offenbarung zuteil, sich für eine eigene Widmung dieses Tages einzusetzen. Der inzwischen ebenfalls heiliggesprochene Papst Johannes Paul II. nahm sich dieser Botschaft an und verschrieb sich dieser Widmung. Seitdem werden mit dem Sonntag nach Ostern alle Christgläubigen an die Gnade „Göttlicher Barmherzigkeit“ stets neu erinnert.

Papst Franziskus führt den Gedanken der Barmherzigkeit weiter fort. Wir stehen mitten im „Heiligen Jahr der Göttlichen Barmherzigkeit“. „‘Barmherzigkeit‘ ist das Beste, was wir hören können: es ändert die Welt“, schreibt Papst Franziskus. „Barmherzigkeit macht die Welt weniger kalt und viel gerechter. Wir haben es notwendig, diese Barmherzigkeit Gottes gut zu verstehen, dieses barmherzigen Vaters, der so viel Geduld hat“.

Anlässlich des „Sonntags der Barmherzigkeit“ lassen wir Papst Franziskus zu Wort kommen. Über den „Schatz der Barmherzigkeit“ wird der Heilige Vater schreiben:

„Wo ist dein Schatz?“ Was ist für dich die wichtigste, die kostbarste Wirklichkeit, die Wirklichkeit, die Wirklichkeit die dein Herz wie einen Magnet anzieht?

Was zieht dein Herz an? Kann ich sagen, dass es die Liebe Gottes ist? Ist da der Wunsch, den Anderen Gutes zu tun, für den HERRN und für unsere Schwestern und Brüder zu leben? Kann ich das sagen? Jeder antworte in seinem Herzen. Doch einer mag mir sagen: Pater, aber ich bin doch einer, der arbeitet, der eine Familie hat, für mich besteht die wichtigste Wirklichkeit darin, meine Familie zu unterhalten, die Arbeit … Gewiss, das ist wahr, das ist wichtig. Aber welche Kraft hält die Familie zusammen? Gerade die Liebe ist es, und wer die Liebe in unserem Herzen aussät, das ist Gott. Die Liebe Gottes, gerade die Liebe Gottes ist es, die den kleinen Verpflichtungen des Alltags Sinn gibt und auch dabei hilft, die großen Prüfungen anzunehmen. Das ist der wahre Schatz des Menschen.

Mit Liebe im Leben vorwärtszugehen, mit jener Liebe, die der HERR im Herzen ausgesät hat, mit der Liebe Gottes. Das ist der wahre Schatz. Doch was ist die Liebe Gottes? Sie ist nicht etwas Unbestimmtes, ein vages Gefühl. Die Liebe Gottes hat einen Namen und ein Gesicht: Jesus Christus, Jesus. Die Liebe Gottes offenbart sich in Jesus. Denn wir können nicht die Luft lieben …

Lieben wir die Luft? Lieben wir das Ganze? Nein, das kann man nicht, wir lieben Personen, und die Person, die wir lieben, ist Jesus, das Geschenk des Vaters unter uns. Das ist eine Liebe, die allem anderen Wert und Schönheit verleiht; eine Liebe, die der Familie, der Arbeit, dem Studium, der Freundschaft, der Kunst, jeder menschlichen Aktivität Kraft gibt. Und sie verleiht auch den negativen Erfahrungen Sinn, da uns diese Liebe gestattet, über diese Erfahrungen hinauszugehen, hinauszugehen, nicht Gefangene des Bösen zu bleiben, sondern sie lässt uns weitergehen, sie macht uns immer offen für die Hoffnung, für jenen Horizont der Hoffnung, für den letzten Horizont unserer Pilgerschaft.

So finden auch die Mühen und das Scheitern einen Sinn. Auch unsere Sünden finden einen Sinn in der Liebe Gottes, da uns diese Liebe Gottes in Jesus Christus immer vergibt, sie liebt uns so sehr, dass sie uns immer vergibt.

Pfarrer Wolfgang Guttmann