Man sollte mal wieder …

Liebe Schwestern und Brüder,

„Betet – In Gemeinschaft – Das Ziel vor Augen“, diese drei wesentlichen Hinweise, oder eher Anleitungen gab Alt-Erzbischof Werner Thissen im November 2011 unseren Firmlingen in St. Marien Quickborn in seiner Firmpredigt mit. Das konnte auch ich mir gut merken, habe es mir bis heute gemerkt, denn es macht so viel Sinn, gerade auch in dieser Reihenfolge: „Betet – In Gemeinschaft – Das Ziel vor Augen“. Wie genau der Alt-Erzbischof die Sinnhaftigkeit den Firmlingen erklärt hat, weiß ich allerdings nicht mehr.

Aber immer, wenn es um „Beten“ geht, denke ich an diese drei wertvollen Hinweise. So auch zu diesem Sonntag wieder, denn die erste Lesung (Ex 17, 8-13) und das Evangelium (Lk 18, 1-8) handeln mit großer Intensität vom Beten, von der Beharrlichkeit der Menschen in ihrem Rufen, Bitten, Schreien, Reden zu Gott – und von Gottes unverbrüchlicher Treue und seiner Präsenz für uns betenden Menschen.

Dabei ist das Buch Exodus sicherlich nicht nur für mich oftmals so richtig schwere Kost. Dieses Kapitel aber ist in seiner Direktheit, seiner Praxisnähe und der dargestellten Wirksamkeit des Betens „in Gemeinschaft“ und mit dem „Ziel vor Augen“ von kaum zu überbietender Strahlkraft. Das kann doch gar nicht sein: da betet Mose mit erhobenen Händen um den Sieg – und hat Erfolg damit – und in Gemeinschaft halten sie seine Hände hoch, damit er weiterhin Erfolg hat – und sie erreichen das Ziel. Ist es so einfach? Mose und seine Gemeinschaft haben einfach nicht daran gezweifelt – und Gott hat sie nicht enttäuscht.

„Betet regelmäßig“, ja, das hat Alt-Erzbischof Thissen den Firmlingen noch mit auf den Weg gegeben. „Regelmäßig“ – Jesus sagt es noch deutlicher, gibt den Auftrag seinen Jüngern mit großem Nachdruck: „In jener Zeit sagte Jesus den Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten“ (Lk 18, 1-8)

Und dann erzählt Jesus seinen Jüngern ein Gleichnis und irgendwie bin ich fast erleichtert, wie menschlich Jesus die Menschen in ihrem Beten einschätzt. Er vergleicht den stets Betenden mit einer Witwe, die immer wieder einen uneinsichtigen Richter angeht, der nun gerade nicht Gott fürchtet und auf keinen Rücksicht nimmt. Doch die Witwe lässt sich davon überhaupt nicht beeindrucken, sondern kommt immer wieder, bittet ihn immer wieder und mit Nachdruck, damit er sich für sie und ihr Recht einsetzt.

Selbst der rücksichtslose, egoistische Richter lässt sich davon in Aktion versetzen „denn sie lässt mich nicht in Ruhe“, und dann äußert er auch noch so herzlich menschlich die zusätzliche Befürchtung „Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht.“ Das kann man wohl nachhaltiges Beten mit durchschlagender Wirkung nennen.

Natürlich fährt Jesus nun so fort: „Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen.“

Das ist wunderbar. So können wir vertrauen, ganz beruhigt sein. Ganz beruhigt? Die nun folgenden letzten beiden Zeilen des Evangeliums machen mich allerdings unruhig. Jesus fährt, scheinbar ohne direkten Zusammenhang, fort: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?“

Oh! – Wird er? – Es liegt an uns.

Ich glaube, ich sollte jetzt unbedingt einmal wieder … In Gemeinschaft? -Danke!

Maria Schmidt