Die Heilige Woche

Liebe Schwestern und Brüder,

in keiner anderen Woche erschließt sich das Geheimnis christlichen Glaubens so wie in der vor uns liegenden Karwoche. Das vom althochdeutschen übernommene Wort „Kara“ prägt die Gesamtatmosphäre der Tage vor Ostern. „Kara“ bedeutet so viel wie Klage, Kummer, Trauer. In der Karwoche erinnern sich Christen an das unbegreifliche Leiden des Sohnes Gottes. Bei aller Unfassbarkeit wird dieses Leiden dennoch zum Trost, lenkt es doch den Blick auch auf das eigene Leiden. Das Leiden des Menschen verbindet sich mit dem Leiden Jesu. Während der Gottesdienste der Karwoche wird diese Einheit betrachtet und gefeiert:

Palmsonntag: bereits in der Jerusalemer Urgemeinde versammelten sich die Christen auf dem Ölberg. Nach der Feier des Gottesdienstes stieg man in Form einer Prozession die Stadt hinunter. Kinder trugen Oliven- und Palmzweige und erinnerten an den Einzug Jesu in Jerusalem, denn dort wollte Jesus als König des Lebens Leiden und Tod auf sich nehmen.

Gründonnerstag: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19) wird Jesus seinen Jüngern sagen. Unmittelbar zuvor hält Jesus mit ihnen ein Mahl als Vermächtnis seiner sich verschenkenden Liebe. Aus seinem Aufruf, das Mahl göttlicher Liebe zu seinem Gedächtnis zu begehen, erwächst die Feier der hl. Eucharistie, die wir noch heute begehen.

Karfreitag: In Jerusalem wurde schon sehr früh der Leidensweg Jesu nachempfunden. Beim Hügel Golgatha erfolgte eine Kreuzverehrung. Vorgetragen wurden dabei die Passionsberichte aus den Evangelien.

Ostern: Kein Ostern ohne Karfreitag. In unserer persönlichen Lebensgeschichte ist es nicht anders. Im Römerbrief (8,18) schreibt der Apostel Paulus: „Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.“ Kein Ostern also ohne Karfreitag. Im Glauben an Jesus Christus lassen sich Christen darauf ein, ihr persönliches Kreuz auf sich zu nehmen und dem Auferstandenen nachzufolgen.

Gebet:
Herr Jesus Christus,
in diesen Tagen erinnern wir uns an viele Ereignisse,
die mit Dir zu tun haben:
Du reitest auf einem Esel in Jerusalem ein,
um Deinen messianischen Auftrag zu erfüllen.
Zur Erinnerung an Deine göttliche Liebe,
hältst mit deinen Jüngern ein Mahl.
Ungerecht wirst Du gefangengenommen,
wie ein ehrloser grausam ans Kreuz geschlagen
und du wirst begraben.
Der Stein des Todes kann Dein Leben jedoch nicht einengen.
Aus dem Grab erstehst Du zu neuem Leben.
Deine göttliche Größe lässt uns erstaunen und dankbar sein.
Du bist der Gott des Lebens.
Auf diesem Weg des Lebens
nimmst Du uns mit zum himmlischen Vater.
Dir sei Lobpreis und Ehre jetzt und in Ewigkeit. Amen.

(Pfarrer Wolfgang  Guttmann)