Wie können wir von Gott reden?

Liebe Schwestern und Brüder,

von Gott zu sprechen, ist nicht leicht. Wie können wir jemanden in Worte fassen, der sich uns in seiner Größe restlos entzieht. Auch Theologen haben dabei ihre liebe Mühe. Thomas von Aquin (1225-74) beispielsweise, großer Theologe des Mittelalters, soll von einem Tag auf den anderen aufgehört haben, sein theologisches Werk weiterzuschreiben. “Alles kommt mir wie Spreu vor”, wird er resignierend feststellen.

Nicht anders der hl. Augustinus (354-430). Von ihm wird erzählt, er habe andauernd über das unfassbare göttliche Geheimnis nachgedacht. Dabei beschäftigte ihn die Frage, wie es sein kann, dass es den einen Gott in drei Personen gibt. Als der Philosoph und Kirchenlehrer, so erzählt über ihn eine Legende, meditierend am Meeresufer entlangging, traf er einen Jungen. Mit einer kleinen Muschel wollte dieser das weite Meer in eine Sandkuhle schöpfen. Auf dieses unmägliche Unterfangen hingewiesen, antwortete der Junge nur: “Das ist für mich genauso unmöglich, wie du versuchst, das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes in deinen Büchern zu beschreiben.”

Wie können wir von einem Gott reden, der sich uns in seiner Größe entzieht? Man könnte sich an den Überlegung eines Zeitgenossen orientieren, der hinsichtlich einer christlichen Gottesvorstellung von den “3 b’s” spricht: befreiend, berührend, behutsam.

Befreiend kann meine Gottesvorstellung sein, indem ich Gott nicht als drohende, einschränkende und strafende Macht einschätze. Gott fördert vielmehr meine Freiheit als eine verantwortete Freiheit, die mich dazu anregt, meine Talente zu entfalten. Gott will mir ein frohes und erfülltes Leben zukommen lassen.

Berührend kann zudem meine Gottesvorstellung sein, in dem ich von dem Gott der Liebe spreche, der nicht abstrakt und distanziert Abstand zu meinem Leben hält. Er will mir nahe sein. Der Glaube an ihn darf mir unter die Haut gehen und Gefühle in mir auslösen.

Behutsam kann ferner meine Gottesvorstellung sein, wenn ich mich diesem Gott der Liebe als bereichernde Kraft anvertraue. In diesem Gott bin ich geborgen. Er umhüllt mich. In ihm empfinde einen tiefen inneren Frieden.

Wohltuend ist unser Glaube an den einen Gott. In seinen Drei Personen stellt er sich unermesslich reichhaltig dar, so wie wir Christen ihn regelmäßig bekennen und unser Leben nach ihm ausrichten: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

(Pfarrer Wolfgang Guttmann)