Lukas

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

im Oktober lesen wir das Lukasevangelium. Lukas ist es wichtig, zu zeigen, dass die Entscheidung für Jesus – die Nachfolge – in ihrem Kern etwas anderes ist als beispielsweise die Entscheidung, einen neuen Wintermantel zu kaufen. Das, was wir tagtäglich entscheiden, so wichtig und zentral es sein mag, bleibt hinter dem Anspruch Jesu zurück. Jesus spricht uns an in der Mitte des Herzens. Da ist nichts mehr vorläufig oder nur bis auf Weiteres gültig. Die Hinwendung des Menschen zu Jesus, zu Gott, kann nur absolut sein. Anderenfalls wären wir so etwas wie Besucher im Reich Gottes. Das klingt erstmal schroff, und das klang auch damals schroff. Lukas weiß das und erklärt sein Anliegen in Beispielen, die das irdische Gelingen mit dem himmlischen Gelingen kontrastieren. Der erste zu sein bei einem Empfang (Lk 14, 1.7–14) ist doch toll, oder? Ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft geworden zu sein ist doch ein ansehnlicher Erfolg! Wer wäre da nicht stolz, auf alles das, was er/sie geleistet hat? Lukas warnt davor und legt nahe, besser den Blick auf die eigene Unvollkommenheit zu richten. Wie schnell geschieht es, dass wir uns darauf konzentrieren miteinander zu konkurrieren und die Liebe, die Geduld und die Gerechtigkeit dabei ganz vergessen. Lukas spricht oft davon, Denkweise und Lebenseinstellung auf das Reich Gottes auszurichten (Lk 15,7), um sich nicht als verlorenes Schaf zu verirren. Welche Einsamkeit und Angst steht hinter diesem Bild des Verlorenseins! Und welche Freude verbreitet sich, wenn Heimat wiedergefunden wird. Lukas macht hier deutlich, dass unser Leben nur in Gott gelingen kann und Reich Gottes sich nur da ereignet, wo wir aufhören, gesellschaftlichen Erfolgen nachzujagen und uns in Christus einander zuwenden. Lukas geht sogar noch weiter im Beispiel des armen kranken Mannes namens Lazarus (Lk 16, 19–31): Gott sieht uns an, gerade in unserem Elend und unserem Scheitern und liebt uns auch dann. Nicht wegen dieses oder jenes Erfolges, sondern um unserer selbst willen, weil wir es sind. So legt sich nahe zu denken, dass menschliches Leben nur in Christus wirklich gelingen kann und dass dies unsere innerste menschliche Bestimmung ist.

Vor einigen Tagen feierten wir ein großes Engelfest: am 29.9. gedachten wir der Erzengel Michael, Gabriel und Raphael. Am 2. Oktober feiern wir das Fest der Schutzengel. Mögen die Engel uns begleiten.

Sabine Langhans