Engel begleiten uns

Engel aus der Kathedrale von Reims
Foto: Monika Hermeyer

„Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ (Psalm 91).

Doch: Können wir an Engel glauben?

Das lohnt sich zu hinterfragen, denn am 29. September feiert die Kirche das Fest der Engel Michael, Gabriel und Raphael, am 2. Oktober das Schutzengelfest.

Engel haben Konjunktur im Alltag vieler Menschen. Umfragen ergaben, dass deutlich mehr Menschen an Engel glauben als an Gott.

Es gibt immer mehr Engel: Engel als Handschmeichler für die Tasche, Engel als Anhänger, es gibt Meditationsengel für jeden Tag und es gibt Engel als Grabschmuck.

Umfragen ergaben zum Wort Engel Assoziationen wie: Engel schenken Liebe, Hilfe, Trost, ein Lächeln, ein Engel schenkt mir Zeit mit ihm kann ich reden, er hört mir zu.

Was sind das für Gestalten, diese Engel? Wir wissen es nicht.

Naturwissenschaftlich lässt sich die Frage nach der Existenz von Engeln nicht beantworten, denn wir erfassen sie nicht mit unseren Kategorien von Zeit und Ort.  Unser Wort „Engel“ kommt von dem lat. “angelus“, d. h. Bote und bezeichnet einen göttlichen Boten.

Was tun Engel in unseren biblischen erzählenden heiligen Schriften?
Ein Engel weist Adam und Eva aus dem Paradies,
Engel besuchen Abraham und verkünden ihm, dass seine Frau Sarah ein Kind erwartet,
ein Engel verkündet Maria, dass sie schwanger ist,
Engel verkünden den Hirten die Geburt Jesu,
Engel deuten den Frauen am Grab die für sie nicht erklärbaren Lage.

Nicht die äußere Gestalt macht den Engel zum Boten Gottes, sondern seine Botschaft, sein Auftrag. Wir Menschen haben in unseren Darstellungen den Engeln Flügel beigegeben, gleichsam als ihr Erkennungszeichen, denn wer Botendienste wahrnehmen muss, hat sie schnell zu erledigen. Wie kann man das besser als durch Fliegen wie die Vögel?

Aber: „Gottes Engel brauchen keine Flügel.“

In der Kunst werden Engel fast immer als schöne Gestalten dargestellt oder beschrieben mit langen, weißen Gewändern, jedoch gibt es dafür gar keinen Grund.

Einer der bekanntesten Engel ist der Erzengel Michael. dessen Namenstag am 29. September gefeiert wird. Michael wird in biblischen Berichten als Kämpfer für Gott beschrieben, der gegen das Böse kämpft. Viele kennen das. Lied :“ Unüberwindlich starker Held, Sankt Michael.“ An der Hauptkirche Sankt Michaelis in Hamburg, dem HH Michel, können wir ihn stehend auf einer Statue sehen, kämpfend auf einem Drachen.

Der 29. September ist gleichzeitig auch Gedenktag der Erzengel Gabriel und Raphael. Alle anderen Engel bleiben namenslos.

Und dann gibt es das Schutzengelfest am 2. Oktober. Die Schutzengelverehrung ist schon seit dem 9. Jahrhundert nachweisbar.

Nach kirchlicher Tradition hat jeder Mensch einen Schutzengel, der allerdings nicht unser Schutzgarant ist. Der Schutzengel will uns helfen, dass wir selbst in den Grenzsituationen unseres Lebens hinter allem Schrecklichen die Liebe Gottes wenigsten ahnen können.

Gott kann ganz unterschiedliche Wege wählen, um uns Menschen Impulse zu bestimmten Verhaltensweisen, oder Entscheidungshilfen zu übermitteln.

Dafür kann er die verschiedensten Mittel als Boten senden.
Wir sollten sensibel für diese vielen Wege der Ansprache sein.
Die Engel treten wie normale Menschen auf und werden erst im Nachhinein erkannt.

Sie, gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und häßlich und klein, die Engel.
Die haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.
Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht, und er hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht, der Engel.
Er steht im Weg und er sagt: Nein, der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.“

Schutzengel – können wir alle sein- ohne Flügel—aber mit offenen Augen.
Engel sind unsere guten Geister, sie begleiten uns auf unserem Lebensweg.
Kann man heute also an Engel glauben?
Der Glaubende kann nur sagen:
Ich glaube, dass Gott mir immer wieder Engel, Boten, sendet, um mich zu unterstützen, zu weisen, zu warnen.

Dazu bedient er sich Boten – welcher Art auch immer.

Johann Sebastian Bach wusste um die Engel. Zum Michaelisfest schrieb er eine Kantate mit einem flehentlichen Gebet zu den Engeln:

„Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!
Führet mich auf beiden Seiten,
dass mein Fuß nicht möge gleiten.
Aber lernt mich auch allhier
Euer großes Heilig singen
Und dem Schöpfer Dank zu bringen.“

Monika Hermeyer